Die Schauspielerinnen werden öffentlich als Paar inszeniert
Zum Gesamtpaket der GL-Serien gehört auch das Konzept des khu-jin (dt.: Traumpaar): Das Star-Duo, durch einen Pärchennamen („FreenBecky“, „LingOrm“) aneinander gekettet, wird in der Öffentlichkeit gezielt als Paar inszeniert. Gemeinsame Instagram-Posts, Neckereien bei Fan-Events oder verstohlene Berührungen in Interviews werden von den Fans eifrig seziert und gefeiert, ungeachtet dessen, dass die meisten GL-Stars privat hetero sind.
Diese Marketing-Strategie, mit der die neuen Serien der beliebten Duos beworben werden, kann auch mal nach hinten losgehen: Als Faye Peraya, eine der wenigen tatsächlich queeren GL-Stars, im Februar aus ihrem Vertrag entlassen wurde, sorgte das für einen Aufschrei bei den Fans, aufgeregte Gerüchte und einen Imageschaden bei der Produktionsfirma. Pech auch für Perayas TV-Partnerin Yoko Apasra: Nach dem Ende von „FayeYoko“ war sie als GL-Star verbrannt, weil an ihrer Seite keine neue Frau akzeptiert werden würde.
Die Fan-Community ist längst international
Die Empörung schlug tatsächlich weltweit Wellen, denn durch die englisch untertitelte Zweitveröffentlichung vieler GL-Serien auf Youtube (übrigens mit ungekürzten Liebesszenen) ist die Fan-Community längst international.
Auch beim lesbischen Publikum in Europa füllt das Genre eine große herzförmige Lücke. Denn abgesehen davon, dass es bei uns schon seit Jahren keine lesbische Serie mehr gab, fühlen sich viele von der Happy End-Garantie aus Thailand angesprochen.
Lesbische Sichtbarkeit und ein Gefühl von Gemeinschaft
Zwar ist es inzwischen nicht mehr üblich ist, queere Charaktere nonchalant sterben zu lassen, aber klassische Liebesgeschichten mit Zuckerguss-Finale und Ritt in den Sonnenuntergang haben im westlichen Kulturraum derzeit ganz allgemein keine Konjunktur.
Aber auch wem GL-Serien zu kitschig sind, muss einräumen: Sie bieten nicht nur Eskapismus in romantische Traumwelten, sondern stehen auch für selbstbewusste lesbische Sichtbarkeit und stiften ein Gefühl von Gemeinschaft und Solidarität, das weit über Ländergrenzen hinausreicht. Angesichts der weltweit wachsenden Homophobie sind sie flauschige, weichgezeichnete Bastionen – brav, aber keineswegs machtlos.