Abschiede:
Im Juni starb Deborah „Debi“ Sundahl (1.1.1954-13.5.2023) im Alter von 69 Jahren. Die lesbische Sex-Pionierin gründete mit ihrer damaligen Lebensgefährtin Nan Kinney in San Francisco die legendäre sexpositive Lesbenzeitschrift On Our Backs und produzierte die ersten Pornos von und für Lesben.
Im Juli nahmen wir Abschied von Minnie Bruce Pratt (12.9.1946-2.7.2023). Die Autorin, Professorin und LGBT-Aktivistin war mit Leslie Feinberg († 2014), Autor:in und trans Aktivist:in, verheiratet. 1996 trat sie in Rosa von Praunheims Film Vor Transsexuellen wird gewarnt auf; bekannt ist auch ihr Buch Crime Against Nature (1990), in dem sie den Verlust des Sorgerechts für ihre zwei Söhne nach ihrem lesbischen Coming-out thematisiert (Nachruf in der New York Times).
Ebenfalls am 2. Juli starb die Medizinerin Susan Love (9.2.1948-2.7.2023), eine der bekanntesten Brustkrebs- und Frauengesundheitsexpertinnen der USA. Die Gründungsdirektorin der Brustkrebsklinik an der Uni in Los Angeles hinterlässt ihre Frau Helen Cooksey und eine Tochter. Helen und sie schrieben 1988 Geschichte, als sie in Massachussetts gerichtlich durchsetzten, ihr Kind gemeinsam adoptieren zu dürfen – das war Frauenpaaren bis dahin verboten. In der L-MAG 05-2023 (hier als E-Paper bestellen) findet ihr ein ausführliches Porträt.
Sinéad O’Connor (8.12.66 -26.7.23) starb im Juli im Alter von nur 56 Jahren. Die irische Sängerin, die mit „Nothing Compares 2 U“ (1990) einen Welthit hatte, outete sich 2000, damals geschieden, als lesbisch, heiratete danach aber noch drei Männer. Fünf Jahre später erkläre sie, sie sei „zu drei Vierteln heterosexuell, zu einem Viertel lesbisch“, und sagte schließlich 2014: „Ich glaube nicht an irgendwelche Labels. Wenn ich mich verliebe, ist es mir scheißegal, ob es ein Mann oder eine Frau ist.“ Die Mutter von vier Kindern (ihr Sohn Shane nahm sich Anfang 2022 das Leben) litt unter einer bipolaren Störung und war als heftige Kritikerin der katholischen Kirche bekannt. 2018 konvertierte sie zum Islam.
Im Alter von nur 43 Jahren starb im Oktober die queere Musikerin Aérea Negrot (9.10.1980–11.102023). Die gebürtige Venezuelanerin, die seit 2004 in Berlin lebte, wurde durch das Bandprojekt Hercules & Love Affair bekannt, auf deren zweiten Album „Blue Songs“ (2011) sie zu hören ist. Im selben Jahr erschien auch ihr Solo-Debütalbum, „Arabxilla“.