Der erste lesbische Film Noir?
Die Film-Noir-Elemente sind der halb urbane Schauplatz, der Fokus auf die Entwicklung der Figuren und natürlich die Krimihandlung. Joel Greenbergs Genre-Charakterisierung von 1968, dass es „fatale Frauen und verzweifelte Männer“ gäbe, greift in Honey don't, allerdings etwas anders als in den Klassikern.
Cohen und Cooke sind große Film Noir Fans, wie es bei NBC heißt. „Aber ich kann mich an keinen Film Noir erinnern, der lesbisch oder queer gewesen wäre“, sagte Cooke dort. Sie und ihr Mann Ethan hätten daraufhin wieder das Drehbuch gemeinsam geschrieben und einen lesbischen Film Noir gezaubert. Cohen führte zudem Regie.
Was die eher überschaubare Handlung auflockert, sind die Brechungen der Film-Noir-Elemente. Honey don't ist deutlich weniger trashig und überbordend wie der erste Film in der Trilogie Drive Away Dolls (unsere Filmkritik), obwohl es manchmal aus ihm herausbricht wie in den Szenen rund um den Reverend. Der Sex, den dieser mit seinen weiblichen Gemeindemitgliedern hat, ist geradezu befreiend lächerlich.
Erfreut mit viel Sex und enttäuscht mit seinem Ende
Im Gegensatz dazu konzentriert sich die Beziehung zwischen Honey und MG fast ausschließlich auf Sex und spielt dennoch gekonnt mit dem Butch-Femme-Gegensatz. Honey ist als Femme die Detektivin, die ihr Inneres kaum nach außen trägt, während MG butchig ist (und in einer Szene natürlich mit einem Werkzeugkoffer auftaucht!), aber trotzdem die stereotypische Rolle der Femme Fatale spielt. Manchmal fühlt es sich an, als ob die Sexszenen zur Entspannung und Auflockerung zwischen die sonst tristen Kleinstadt-Szenen gesetzt wurden.
Das Spiel mit den Genres ist dennoch nicht ganz so ausgeprägt wie im ersten gemeinsamen Film Drive Away Dolls, das als Road Movie mit übertrieben vielen Klischees und noch dünnerer Handlung auskommt. Die fehlende Tiefe des Plots hat man Drive Away Dolls aber verziehen, weil er als Hollywood-Film lesbisches Daten und Sex so prominent wie selten portraitierte. Doch ob die (lesbischen) Fans mit dem Ende von „Honey don't“ glücklich sein werden, ist zweifelhaft. Dem Film Noir ist es treu geblieben und trotzdem in die klassische Falle getappt.