Alice Douard: Wir wollten zeigen, dass dieses Paar einerseits sehr besonders ist, andererseits aber auch ganz „normal“. Ella verkörpert eine Figur, die irgendwo zwischen den Geschlechtern steht – sie ist eine Frau, aber in gewisser Weise auch ein „Vater“, weil sie das Kind nicht selbst austrägt. Das war für mich ein wichtiger Punkt: diese Figur zu zeigen, die nicht klar in ein Schema passt, und ihr ihre Würde zurückzugeben.
In der Schweiz gab es früher eine einjährige Probezeit für die Adoption des Kindes der Partnerin. Ich bin auf einen Brief eines elfjährigen Jungen von 2014 gestossen, der die Behörden bat, seine beiden Mütter anzuerkennen. Solche bürokratischen Hürden betreffen die Kinder oft am meisten.
Alice Douard: Genau. Diese Gesetze werden ja in erster Linie im Interesse der Kinder geändert. Wenn nur ein Elternteil rechtlich anerkannt ist, entsteht ein gefährliches Vakuum – etwa, wenn dieser Elternteil stirbt. Es geht um Erbrecht, Verantwortung, Sicherheit. Ich habe ein Mädchen in Frankreich getroffen, das mir erzählte: „Für mich waren das immer meine zwei Mamas – aber erst als ich zehn war, durfte ich sie offiziell so nennen.“ Solche Geschichten berühren mich sehr.
Der Film zeigt auch unbedachte oder verletzende Bemerkungen, ohne zu überzeichnen. War das bewusst?
Alice Douard: Ja, unbedingt. Ich wollte keinen Film, der in „pro“ und „contra“ spaltet. Meine Figuren sind komplex – manche Äußerungen sind unbeholfen, manche hart, manche schlicht unbewusst. Homophobe Kommentare sind im Alltag oft nicht einmal böswillig, sondern gedankenlos. Ich wollte das zeigen, ohne zu verurteilen. Mir geht es um eine Art versöhnenden Aktivismus – zu zeigen, wie kompliziert alles ist, ohne neue Gräben aufzureissen.
Dein Film endet ungewöhnlich positiv. Warum war dir das wichtig?
Alice Douard: Viele lesbische Filme enden tragisch – mit Tod, Trennung oder Rückkehr zur Heterosexualität. Ich wollte eine Liebesgeschichte erzählen, die glücklich ausgeht. Eine, die Romantik und Lebensfreude zeigt. Ich hätte mir als Jugendliche so einen Film gewünscht.