Als lesbische Teenagerin fühlt sich Maddy fehl am Platz
In das Drehbuch des zweiten Langspielfilms von Jane Schoenbrun flossen die Erfahrungen ihres autobiografischen Coming-outs als trans und nichtbinär ein. Schoenbrun widmet sich in I Saw The TV Glow klassischen Coming-of-Age-Fragen - Wer bin ich? Und wo ist mein Platz in der Welt? – und legt dabei den Fokus auf die depressiven Gefühle, die entstehen können, wenn es keine klaren Antworten darauf gibt.
Als lesbische Teenagerin fühlt sich Maddy in dem trostlosen Vorort fehl am Platz, ihr fehlt eine reale Repräsentanz und auch Owen fehlt ein Vorbild und vor allem das Vokabular, um seine Gefühlswelt zu beschreiben. Um diese bedrückende und klaustrophobische Gefühlswelt der Teenager dazustellen, greift Schoenbrun auf Elemente des Horrorfilms zurück und schafft so ein allumfassendes Gefühl quälender Ausweglosigkeit – das auch als eine Metapher für Owens Geschlechtsdysphorie gelesen werden kann.
Von der Schwierigkeit, sich selbst zu akzeptieren
I Saw The TV Glow erzählt also von der Schwierigkeit, seinen Platz in der Welt zu finden und sich selbst zu akzeptieren. Einen Prozess, den alle Heranwachsenden durchlaufen, der für lesbische, schwule, transidente und queere Jugendliche aber häufig mit besonderen Herausforderungen verbunden ist und auch im Erwachsenenalter schwierig sein kann.
Doch lässt Schoenbrun nicht alles in Hoffnungslosigkeit versinken. Als Owen von der Arbeit nach Hause geht, liest er den mit Kreide auf die Straße geschriebenen Satz „There is still time“. Ein Appell an Owen und wohl auch an die Zuschauer:innen, dass es nie zu spät ist, seinen Platz zu finden.
I Saw The TV Glow, USA 2024, Regie/ Buch: Jane Schoenbrun, 100 Min., neu bei Streamingdiensten