Tragikomische Satire aufs heutige, marode Amerika
"Catfight" könnte man als "Zickenkrieg" übersetzen - aber wenn Veronica und Ashley übereinander herfallen, hat das so gar nichts mit dem Klischee der Tussis zu tun, die ungelenk herumfucheln und sich kreischend an den Haaren ziehen. Und auch nichts mit den durchchoreographierten Fightszenen, die Männer in Martial-Arts-Filmen darbieten. Die beiden kämpfen kompromisslos, fies, blutig und bis zur absoluten Erschöpfung.
Regisseur Onur Tukel beschreibt Catfight als „sehr lustig und tragisch-düster zugleich“, wer aber seinen Humor nicht teilt, wird gelangweilt oder sogar genervt abschalten. Die schwarze Low Budget-Komödie, die beim renommierten Filmfestival in Toronto Premiere hatte, will aber mehr sein als ein Splatter-Film mit hasserfüllten Frauen: Sie will das heutige Amerika, eine brutalisierte, abgestumpfte Gesellschaft mit marodem Gesundheitssystem, die Macht des Geldes und die Absurdität des Kriegs (der Film spielt vor dem Hintergrund eines fiktiven Kriegs im Nahen Osten) widerspiegeln
Sehenswerte Schauspielerinnen in schrägen Rollen
Sehenswert sind auf jeden Fall die Schauspielerinnen: Sandra Oh (unvergessen als Dr. Cristina Yang in Grey’s Anatomy) und Anne Heche, die bei uns vor allem für ihre Beziehung mit Ellen DeGeneres bekannt ist (1997-2000, heute ist sie mit dem Schauspieler James Tupper verheiratet), die mit viel Spielfreude alles geben, und Alicia Silverstone als Ashleys auch nicht gerade unanstrengende Partnerin. Denn wirklich liebenswert ist keiner der Charaktere der Film - und alle haben einen an der Waffel!
Catfight ist definitiv kein Film für die große Masse – man muss schon Sinn fürs Schräge und Spaß am Trash haben. Aber wer sich als Gegenteil der Zielgruppe kuscheliger Liebesdramas mit Happy End-Garantie versteht, könnte hier glücklich werden.
Catfight, USA 2016, Buch/ Regie: Onur Tukel, mit Sandra Oh, Anne Heche, Alicia Silverstone u.a., 95 min., auf DVD
Den Trailer gibt es nur in der englischen Originalversion: