Der Film braucht, um an Fahrt zu gewinnen
Als "Shaun of the Dead trifft La La Land" wird die britische Splatter-Musical-Komödie vermarktet und weckt damit hohe Erwartungen, die sie nur zeitweise erfüllen kann. Vor allem zu Beginn hinkt das Timing gewaltig: Die ersten zwanzig Minuten zeigen klassischen Highschool-Alltag mit so viel Gesang und Tanz, dass man sich in einer Folge von Glee wähnt, bauen dabei aber keinerlei Spannung auf.
Erst als sich Anna mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen auf den Schulweg macht, ohne das Massaker in ihrem Wohnviertel wahrzunehmen – ein Zitat aus Shaun of the Dead -, nimmt der Film an Fahrt auf, allerdings immer wieder ausgebremst durch überlange Songs mit ernsthaften Texten, die nur manchmal durch Bilder ironisch gebrochen werden.
Die lesbische Steph entpupppt sich als zähe Fighterin
Anna und die Apokalypse bedient alle typischen Charaktere und Themen, die man aus Zombiefilmen und Highschool-Komödien kennt, bietet dabei aber keinen eigenen Dreh. Ein wenig aus dem gewohnten Rahmen fällt nur, dass es eine lesbische Figur gibt. Eine große Rolle spielt Stephs sexuelle Identität allerdings nicht, zumal sie als einzige nicht unmittelbar um ihre Liebste und ihre Eltern kämpfen muss, die tausende Meilen entfernt sind.
Aber immerhin entpuppt sie sich als eine der zähesten Zombie-Fighterinnen und hinterlässt uns zudem eine solide „Fuck, Marry, Kill“-Diskussion: Wen würdest du vögeln/ heiraten/ umbringen - Zombie-Miley, Zombie-Rihanna oder Zombie-Beyoncé?
Ich habe den Film in einer Sneak Preview gesehen, wo sich das Publikum (das ja nicht wusste, was laufen würde) nach anfänglicher Irritation sehr amüsierte, sei es über gelungene Gags oder auch über unpassend eingesetzte Songs. Ob Anna und die Apokalypse als Kultklassiker überleben wird, steht noch dahin, aber für eine schaurig-schöne Auszeit vom diesjährigen „Süßer die Glocken nie klingen“-Stress reicht’s allemal.
Anna und die Apokalypse (GB 2017), Regie: John McPhail, mit Ella Hunt, Malcolm Cumming, Sarah Swire, Christopher Leveaux, Ben Wiggins, Paul Kaye u.a., 97 min., Kinostart: 6. Dez.