Innige Leidenschaft, berufliche Zusammenarbeit, gute Freundschaft
Dennoch lässt sich die intellektuelle, schüchterne Virginia auf die aufbrausende und leidenschaftliche Vita ein. Die beiden Schriftstellerinnen, die zeitlebens mit Männern verheiratet waren, verband gleichzeitig eine innige Leidenschaft und ein berufliches Interesse, so verlegte Woolf 1927 Sackville-Wests „Meine Reise nach Persien“. Auch nach ihrer Affäre blieben sie bis zu Woolfs Tod – sie nahm sich 1941 das Leben - gute Freundinnen.
In den letzten Jahren entstanden immer mehr Biopics über starke Frauen. Mary Shelley (2017), Wild Nights with Emily (2018) und Colette (2018) punkteten mit einem neuen und massenkompatiblen Blick auf historische Frauen. Endlich bekommen auch weibliche Figuren ihren wohlverdienten Platz im Rampenlicht der Geschichte. Da ist die Lovestory von der englischen Schriftstellerin und Gartengestalterin Vita Sackville-West und der bahnbrechendenVirginia Woolf theoretisch ein ganz besonderes Schmankerl.
Faszinierende Story, leider langatmig inszeniert
Leider ist die Umsetzung des Dramas nur allzu sanft und langatmig. Obwohl als Grundlage für die Verfilmung die vielen erhaltenen Briefe zwischen den Liebenden dienten, kommen beide Protagonistinnen nicht glaubwürdig rüber – Virginia ist schwach und wehrlos, während Vita egoistisch und unempathisch daherkommt. Es ist einfach schmerzlich, eine Ikone so zerbrechlich zu sehen.
Dennoch präsentiert Vita & Virginia einen faszinierenden Einblick in die Ideen der „Bloomsbury Group“, die bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhundert sexuelle Freizügigkeit zwischen allen Geschlechtern frönten. So lebte Vita Sackville-Weste mit ihrem Diplomaten-Ehemann in einer offenen Ehe, in der beide homosexuelle Affären hatten.
Alles in allem ein Film, den man allein seiner historischen Relevanz wegen sehen kann, bei dem man aber dringend vorher genügend Kaffee getrunken haben muss. Spannender wäre letztlich ein Biopic über Vita Sackville-West und ihre diversen Affären.