Unterschätzte Quellen des Hasses
Drei Jahre hatten die Zocker Zeit, sich vom Schock zu erholen, dass die Gaming-Welt auch komplett anders aussehen kann als ihre eigene, und dann kam das Jahr 2017. Zwei der erfolgreichsten Spiele, „Horizon Zero Dawn“ und „Hellblade: Senuas Sacrifice“, zeigen weibliche kämpfende Hauptfiguren in düsteren Welten, und eine von beiden hat auch noch andere Sorgen als einem Mann zu gefallen!
Reflexartig wurde eine neue Welle des Hasses losgetreten: „Wo ist die Diversität?“ Wer Videospiel-Helden googeln möchte, wird den Witz daran schnell erkennen. Ein anderer fühlte sich bemüßigt, der „Horizon Zero Dawn“-Heldin Aloy digital ein Tages-Make-up und ein Lächeln aufzulegen. So würden Frauen ja schließlich aussehen, DAS sei die Realität.
Natürlich klingt das alles lächerlich und manch eine (ich!) macht sich einen unfassbaren Spaß daraus, auf Facebook diese Typen zu provozieren. Allerdings ist das Signal für zumeist junge Frauen, POC und die LGBTIQ*-Community fatal: Ein Ort, in dem alles möglich sein sollte, ist kein Safe Space für dich! Denn ein Spiel, dass einem nicht gefällt, einfach unkommentiert nicht zu kaufen, scheint keine Option. Nein, stattdessen wird lieber eine Morddrohung, vor allem an trans Personen, verfasst. Auch ist die Rolle von Foren wie z.B. 4chan bei der Radikalisierung junger weißer Männer nicht zu unterschätzen.
Mit Vielfalt gegenhalten
Dieser Schock schlug aber auch positive Wellen: 2013-2017 hat sich die Repräsentation von LGBTIQ*-Charakteren in Videospielen verdoppelt. Alle drei erwähnten Spiele bekamen eine Fortsetzung, „Last Of Us II“ sogar mit lesbischer Storyline.
So mag es finanziell gesehen vielleicht nicht verwundern, dass große Studios wie Square Enix dranbleiben und vielen Menschen ein Aufatmen bieten. Welch Balsam für die marginalisierte Gamer*innen-Seele.
Erholsam sind die zarten Bande zwischen Alex und Stephanie: Sie sind einfach sofort da! Aufregend, süß und ausgelöst durch Musik: Einem wunderschönen, auch ein bisschen queerem Indie-Soundtrack.
Mit der DLC „Wavelenghts“, also „Wellenlängen“ (ab 30. September), lernen wir Steph, die schon im ersten Teil auftritt und nun einen Radiosender betreibt, besser kennen. Aufgelegt wird dort unter anderem der lesbische Shooting Star girl in red.
Der Gegenwind ist bisher klein, was daran liegen mag, dass die Reihe schon immer diverser war als der Mainstream. Eine absolute Empfehlung für Menschen, die Kurzgeschichten interaktiv erleben möchten.
Life Is Strange - für PlayStation 4/5, Xbox One, Xbox Series S|X, PC/ Windows und Stadia (Switch erst 2022), um 60 Euro