Wie lief das Coaching ab?
EVA: Wir haben erst mal ganz viel über die intimen Szenen gesprochen und auch über das Küssen, ob wir mit oder ohne Zunge küssen.
KATHARINA: Dann haben wir improvisiert, Schauspielübungen gemacht und uns beim Coaching auch in Unterwäsche aufeinandergelegt, um körperliche Nähe zu üben. Das fand ich total hilfreich, weil es mir schwerfällt, zu sagen, was für mich generell alles okay ist. Denn das kommt auf die Situation an.
EVA: Die Sexszenen waren im Drehbuch relativ explizit beschrieben und das sorgt natürlich erstmal für Druck, weil man denkt: „Das muss ich alles machen!“ Wir haben dann einfach das Drehbuch ausgeblendet und der besagten Folge die Überschrift gegeben: „Annika und Helena haben Sex“. Und wie das passiert, war dann komplett frei. Nach #ActOut in WIR diese lesbische Figur zu spielen, war ein Geschenk des Universums, das in mein E-Mail-Postfach geflattert kam. Als ich die Zusage bekam, konnte ich erst gar nicht fassen, dass es wirklich geklappt hatte.
Eva, Anfang des Jahres hast du dich im Rahmen der Aktion #ActOut geoutet und an dem Manifest beteiligt, in dem 185 Schauspieler:innen mehr Diversität in Film, Fernsehen und auf der Bühne fordern. Was hat dich dazu bewogen?
EVA: Ich finde es wichtig, dass alle Lebensrealitäten im Fernsehen miterzählt werden. Und dass man sich outen kann, ohne Angst zu haben, bestimmte Rollen nicht mehr zu bekommen. Es geht einfach nicht in meinen Kopf hinein, warum es bei Sexualität heißt: „Du musst das sein, was du spielst.“ Ich bin ja auch keine Serienmörderin, wenn ich eine Serienmörderin spiele.
#ActOut wurde kürzlich beim Deutschen Schauspielpreis geehrt. Welche Reaktionen auf die Aktion haben dich persönlich erreicht?
EVA: Es war total bewegend, so viel Zuspruch zu bekommen. Natürlich gab es auch Leute, die gesagt haben: „Ach ja, die Schauspieler. Die wollen doch nur Aufmerksamkeit und haben alle gerade keine Rolle. Schlaft doch, mit wem ihr wollt – wen interessiert’s!“
KATHARINA: Was ja schon dadurch entkräftet wird, dass homosexuelle Kollegen erzählen, dass ihnen Agenten raten, bei Premieren nicht mit ihrem Partner zu kommen.
EVA: Es wird so viel über Heterosexualität gesprochen in der Welt, in der Werbung und im Film. Überall ist sie sichtbar und wird als Reiz benutzt. Aber über Homosexualität sollen wir schweigen? Das ist doch haarsträubend!
WIR (Trailer): Staffel 1 läuft seit dem 17. Sept. in der ZDF Mediathek; jeden Freitag um 10 Uhr ist dort eine neue Folge der 12-teiligen Serie verfügbar. Ab 15. Oktober läuft WIR bei ZDFneo.