Die Reisekasse erlaubt eine Verlängerung um zwei Monate
Und wir haben sogar ein wenig verlängert. Ursprünglich planten wir, 14 Monate unterwegs zu sein, doch dann kam in der Halbzeit ein Kassensturz - et voilà: dank einem sehr ausgeklügelten Finanzplan mit Excel-Tabelle (alle Kosten werden minutiös aufgelistet) und hilfreicher Spenden von Freund:innen, Familie und sogar einigen Unbekannten (danke, ihr Lieben!) können wir nun zwei Monate länger unterwegs sein.
Das heißt: wir sind noch bis Ende Mai on the Road. Wir strampeln weiter durch Laos, Thailand und schließlich nach Malaysia und Singapur. Den hoffentlich fulminanten Abschluss erleben wir dann in Australien. Pünktlich zum World Pride landen wir Ende Februar in Sydney und verbringen die letzten drei Monate in Down Under.
Da dort die Lebenshaltungskosten exorbitant höher sind, werden wir wieder auf Zelt, Warmshowers (= schlafen bei anderen Radbegeisterten) und Wwoofen (= Arbeiten auf einer Farm) umsteigen. Bis dahin genießen wir nach einem anstrengenden Tag auf dem Rad jeden Komfort, den wir bekommen können.
Schwulenbar in Phnom Pehn und Körpersprache auf Asiatisch
Und was unser Verhalten als lesbisches Paar angeht, sind wir zur Zeit sehr entspannt. Bisher war in Thailand, Kambodscha und Laos die Bevölkerung so zurückhaltend, dass wir beim romantischen Stadtbummel Händchen halten oder uns auf der Straße küssen. In der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh, stolperten wir sogar ausversehen in eine schwule Bar und wurden mit den Worten „Welcome in Gay-Land“ begrüßt. Hach, schön.
Bisher kamen wir mit unseren Fremdsprachenkenntnissen und viel Körpereinsatz recht weit. Doch in Asien verzweifeln wir manchmal an der Kommunikation. Nicht nur Sprache, auch Gestik und Mimik sind völlig unterschiedlich, was immer wieder zu Missverständnissen führt. Beispielsweise sieht die Handgeste für „ist alle“ oder „hab ich nicht“ in Kambodscha eher wie das Winken der ehemaligen Queen aus. Und wenn uns Preise per Finger gezeigt werden, ist manchmal nicht klar: War das jetzt 'ne 7, eine 20 oder 2.000? Denn zwei Finger plus eine ganze Hand können mitunter für 2 und 0 stehen. Und da in Kambodscha parallel zwei Währungen (Riel und US Dollar) herrschen, war alles denkbar.
Podcasts sind fürs Gehirn gut - und Auszeiten für den Hintern
Um dennoch möglichst viel zu verstehen, versuchen wir in jedem Land Geschichte und politische Zusammenhänge zu recherchieren. Bei mindestens fünf Stunden pro Tag auf dem Rad, haben wir viel Zeit für Podcasts oder Hörbücher. So waren wir in Kambodscha schockiert über die Roten Khmer, lernten in Thailand den extrovertierten Lebensstil des Königs kennen (der gerne in bayerischen Luxushotels residiert) und tauchten ein in die sagenumwobenen Geschichte von Angkor Wat. Es ist Wahnsinn, wie vielschichtig und verwoben die Weltgeschichte ist und wie viel wir auf dieser Reise lernen.
Insgesamt sind wir nach all der Zeit zwar manchmal ordentlich erschöpft, aber dennoch dankbar für die vielen Erfahrungen. Morgen geht es wieder auf unsere Räder, immer am Mekong entlang. Nach einer Woche Endjahrespause merken wir, dass längere Auszeiten (es muss auch nicht immer mit Cocktail sein!) nicht nur unserem geschundenen Hintern gut tun. Und den nächsten längeren Stopp gibt es definitiv beim CSD in Sydney …
Dana Müller wird in unregelmäßigen Abständen weiter von ihrer Reise berichten - so erfahrt ihr, ob sie wirklich in Australien ankommt und was sie auf dem Weg dorthin erlebt. Hier könnt ihr Teil 1 (Juni 2022) und Teil 2 (September 2022) ihres Berichts lesen.
Danas und Ankes Reise könnt ihr auch in ihrem Blog Fabulous Female Cyclists und auf Instagram begleiten.