Von Karin Schupp
24.5.2023 - Alles rund ums Verlieben und Begehren läuft gut im Reality-TV - von der Affäre bis zur Hochzeit, von großen Gefühlen bis zur bitteren Trennung: alles schon gesehen. Und doch hat Netflix noch einen neuen Genre-Dreh gefunden und legt dabei die Latte hoch.
In The Ultimatum geht’s um Paare, die sich lieben, aber nicht einig darüber sind, ob nun allmählich geheiratet werden soll: die eine Person will‘s, die andere nicht. Und diejenige, die’s will, stellt ein Ultimatum: Innerhalb der nächsten Wochen muss die Entscheidung pro Hochzeit gefallen sein. Oder es wird sich getrennt!
Dazwischen sind aber noch einige Hürden aufgebaut: Eine Woche lang daten sich die Teilnehmenden untereinander, gehen dann eine dreiwöchige „Probe-Ehe“ mit der Person ein, mit der sie es sich am ehesten vorstellen können (wenn die das auch will), hängen eine weitere Probezeit mit der Partner:in dran – und erklären dann, ob sie die Sendung als Verlobte, als Single oder vielleicht sogar mit einer neuen Liebe verlassen wollen.
Beziehung ohne Hochzeit: das steht nicht zur Debatte
Oha. Was in der ersten, heterosexuellen Staffel zu zwei Instant-Heiratsanträgen und im Laufe der Wochen zu Trennungen und neuen Verliebtheiten führte, gibt’s jetzt als lesbische Version.
In The Ultimatum: Queer Love (ab heute bei Netflix) stellen sich fünf Paare, lesbisch, bi und queer, dieser harten Aufgabe, und man fragt sich schon, was sie dazu getrieben hat (im Gegensatz zu den Paaren der ersten Staffel wissen sie ja nun, was da auf sie zukommt!) und, na ja, wieso die standesamtliche Urkunde dermaßen hochstilisiert wird, als könne eine Beziehung ohne Ehe nicht ernsthaft genug und die Liebe dann ja wohl nicht groß genug sein.
Es ist aber davon auszugehen, dass Netflix hier keine gesellschaftspolitische Diskussion auslösen möchte: Das Argument der Heiratsunwilligen in der Hetero-Ausgabe (bis auf eine Ausnahme waren das – ensprechend dem Klischee - alles Männer) war jedenfalls immer nur ein aufschiebendes: Sie seien noch zu jung, noch nicht „so weit“ oder stünden finanziell noch nicht gut genug da.