Princess Charming

Charming Princesses - 3 Ideen für lesbische Datingshows

8.11.2023 - „Princess Charming“ hat in Staffel 3 die Kurve gekriegt – aber jetzt wird’s Zeit, das starre Konzept zu überdenken: Hier sind drei Verbesserungsvorschläge für eine lesbische Datingshow mit Wohlfühlfaktor und ohne künstlich überhöhte „Prinzessin“.

Von Karin Schupp

8.11.2023 - Princess Charming hat die Kurve gekriegt – nach der umstrittenen zweiten Staffel besann sich Staffel 3 wieder auf die Qualitäten des umjubelten Debüts mit Princess Irina. Die Produktionsfirma hat also tatsächlich zugehört und entsprechend reagiert.

Während andere ungescriptete Formate à la Sommerhaus der Stars bewusst immer stärker in den Trash-Sumpf gesteuert werden - wer auf Krawall gebürstete Reality-TV-Profis castet (und solche, die es sichtlich werden wollen) und den Alkohol in Strömen fließen lässt, braucht nur auf die Konflikte zu warten, die sich dann wunderbar aufbauschen lassen - war die lesbischen Datingshow wieder der erhoffte Ponyhof.  

Madleen erwies sich als konsensfähiger und queerfeministisch bewusster als ihre Vorgängerin Hanna, ging mit Themen wie Consent („Darf ich dich küssen?“) und Genderidentität („Was sind deine Pronomen?“) ganz selbstverständlich um – man muss nämlich nicht immer gleich einen Themenabend draus machen -, gab kussfreudig allen eine Chance und ging offen mit ihrer depressiven Erkrankung um, sodass das tabuisierte Thema mentale Gesundheit Raum bekam, was fürs Reality-Genre vollkommen untypisch ist.

Solidarisches Miteinander ohne Trash-TV-Krawall

Und ganz wichtig: Der Cast war abwechslungsreich, unterhaltsam und sichtlich motiviert, im Haus das freundschaftliche Gemeinschaftsgefühl herzustellen, das ihnen in den vorherigen Staffeln so gut gefallen hatte. Es wurde nicht gestritten, wenig gelästert, und selbst die polarisierende Staffel 1- Finalistin Elsa, die sich dem solidarischen Miteinander teilweise entzog, ließ die restlichen Singles ziemlich unbeeindruckt. Und als Natalie in Folge 5 die Kussparty verpetzte und die anderen darüber belog, wurde das recht schnell abgehandelt, anstatt sie als „Bitch“ darzustellen, die sie ja auch gar nicht ist.

Dabei war es der Stimmung überhaupt nicht abträglich, dass das alkoholische Angebot limitiert war. Was während der Sendung nicht erwähnt und erst durch Interviews mit ausgeschiedenen Kandidatinnen bekannt wurde, war vielleicht nur eine Ausnahme, weil Madleen keinen Alkohol trinkt. Aber so viel steht jetzt fest: Princess Charming funktioniert auch mit weniger Promille, als es in anderen Datingshows üblich ist.

Lieber Authentizität als behauptete Verliebtheit in die Princess

Und die versprochene große Liebe? Tja, inzwischen sollte es auch den Romantischsten unter uns klar sein, dass es recht unwahrscheinlich ist, in dieser künstlichen Situation DIE EINE zu finden (dass es Hanna und Jessi in Staffel 2 tatsächlich geschafft haben, ist im gesamten Datingshow-Genre die seltene Ausnahme der Regel!).

Eine „Princess“, in die sich alle 20 Singles schockverlieben, gibt es natürlich nicht – und diese Tatsache zu kaschieren, fällt um so schwerer, wenn die Kandidatinnen so ehrlich sind, das zuzugeben. Und das tun sie in Princess Charming durchaus, weil sich die meisten von ihnen eben nicht beworben haben, um eine Trash-TV-Karriere zu starten oder ihre Only-Fans-Reichweite zu erhöhen, und deshalb versuchen, die Genre-Erwartungen zu erfüllen.

Es ist ja längst kein Geheimnis mehr, dass sich die meisten Charmings-Singles vor allem wegen der - zum Teil privat noch nie so erlebten – guten Stimmung unter Lesben und der Hoffnung auf neue Freundschaften bewerben und das Verlieben für sie nur die Kirsche auf der Torte wäre. Und wer würde bezweifeln, dass die Liebesbeziehungen zwischen Rahel & Maria und Desi & Aleyna, die sich im Haus fanden, mehr wert sind als das kurze Auflodern zwischen der Princess & Elsa, das kaum die Rückreise nach Europa überlebte.

Authentizität und keine künstlich-romantisierende Überhöhung einer einzelnen Person: das sollte eine moderne Datingshow bieten! Und wer wäre dafür besser geeignet als lesbische und bisexuelle Singles, die - zumindest dem Klischee nach - für ihr schnelles Entflammen bekannt sind! Hier sind drei Ideen, wie man das Princess-Konzept verbessern oder erneuern könnte:

1. Princess Charming – The Kingdom

Konzept: Die räumliche Trennung zwischen Singles und Princess wird aufgehoben. Die Villa wird zum „Königreich“, in dem die Princess auch selbst wohnt, aber natürlich standesgemäß einen eigenen Bereich hat, den die anderen nur auf Einladung betreten dürfen. Umgekehrt kann sich die Princess jederzeit unter die anderen Singles mischen und sie dadurch besser kennen lernen als in den bisherigen Speeddatings während der Happy Hour und der Dates. Und auch die Zurückhaltenderen in der Gruppe haben jetzt eine bessere Chance, sich in ihr Blickfeld zu spielen. Die Einzel- und Gruppendates außerhalb des Hauses finden weiterhin statt, haben nun aber den Charakter eines „Real-Life Checks“: Statt um wertvolle Gesprächsminuten zu buhlen, sollen die Beteiligten und auch die Princess zeigen, wie sie mit bestimmten Herausforderungen umgehen.

2. Charming Girls

Konzept: Charming Boys, aber ohne die Trash-TV-Formel „Saufen, Sex, Streit“! Hier gibt’s keine Princess, und alle dürfen mit allen, wie‘s die schwule Show im Sommer vorgemacht hat: Die Singles – Ex-Kandidatinnen und Newcomer:innen - ziehen in eine Villa und bilden Paare, die romantisch, freundschaftlich oder strategisch sein können und wechseln dürfen. In jeder Folge scheiden Teilnehmende aus, die letzten fünf Paare ermitteln per Spielrunden das Gewinnerinnen-Duo. Das Feld zu öffnen, bietet mehr romantisches Potenzial, aber - so viel muss klar sein - auch mehr Drama. Das Format wird sich aber dennoch von den krawalligen Charming Boys abheben und den positiven Princess-Spirit behalten. So werden in unserer Version keine streitlustigen Selbstdarstellerinnen gecastet, und es werden keine Animositäten provoziert: So bestimmen nicht die anderen, wer rausfliegt, sondern ebenfalls Spiele oder Aufgaben (und das wird schon für genügend Frust und Tränen sorgen!).

3. Charming Princesses: Are You The One?

Konzept: In dieser lesbischen Are You The One?-Variante müssen die Singles in Spielen und Dates ihr „Perfect Match“ suchen (das zuvor auf Basis von Fragebögen festgelegt wurde). Wenn am Ende alle Teilnehmenden korrekt gepaart sind, gewinnen alle zusammen eine Geldsumme. Abgesehen davon, dass es mehr Paarungs-Möglichkeiten als in der Mann-Frau-Version gibt, ist die Sendung wie geschaffen für Lesben: da gibt es ja unzählige Dinge wie Sternzeichen, Haustier-Vorlieben, Ernährungsstil und Löffelchen-Stellungen, die abgefragt werden können... Kaum vorstellbar, dass sich nicht die „perfekten Paare“ finden – oder sich alle zusammensetzen und sie mit lesbischer Schwarmintelligenz gemeinsam identifizieren!

 

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