Muss die Liebe überhaupt im Mittelpunkt stehen?
Bleibt die Frage: Was wollen wir eigentlich? Ist das Thema Princess Charming durch, nachdem das Konzept endgültig entzaubert wurde? Muss die Liebe überhaupt im Mittelpunkt stehen? Würde uns eine Sendung genügen, die eine Gruppe lesbischer und queerer Frauen beim Kennenlernen, Urlauben, Spaß haben, Diskutieren, Flirten und vielleicht sogar Verlieben zeigt? Einfach lesbisches Leben aus lesbischer Perspektive? Aus Sender-Sicht spräche da gar nicht mal viel dagegen, solange die Zugriffszahlen und Einschaltquoten stimmen, aber das ist halt leider unwahrscheinlich.
Wir sollten eher das Grundproblem ins Visier nehmen: Bis heute ist Princess Charming das einzige lesbische Reality-Format im gesamten deutschen TV-Programm ist (abgesehen von zwei lesbischen Folgen von Take Me Out, die schon durch ihre Betitelung als „Specials“ zeigten, dass sie als Ausnahme gedacht sind). Und auch wenn wir alle anderen Genres inklusive der Fiktion dazuzählen, kommt nur sehr wenig hinzu.
Auch mal aus der (heteronormativen) Realität wegträumen
Wir sollten also insgesamt mehr lesbische Vielfalt im Fernsehen (und deutschen Streamingdiensten) fordern, mehr Sendungen mit lesbischen, bisexuellen, pansexuellen Charakteren, mehr queere Themen, mehr Liebesgeschichten und Wohlfühlprogramm. Denn auch wir haben das Recht darauf, die Welt aus unserem Blickwinkel zu sehen und zu hören und uns mal für eine Stunde aus der (heteronormativen) Realität wegzuträumen.
Und es muss ja auch nicht zwingend das Reality- oder Dating-Genre sein. Wäre es nicht traumhaft, wenn nicht mehr nur ein Format alleine die Bürde tragen müsste, alle Erwartungen der gesamten lesbisch-queeren Community zu erfüllen? Wäre es nicht wunderbar, einfach eine Alternative einschalten zu können, wenn uns ein Programm nicht gefällt?
Deshalb: Fordert, fragt nach, bringt Ideen ein! Auf dass wir irgendwann sagen können: „Princess Charming? Stimmt, das war der tolle Anfang, aber seitdem gab’s so viele neue und noch bessere Ideen!“