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Kinotipp „Tandem“: Queere Coming-of-Age-Story zwischen Leipzig und Straßburg

21.10.2024 - Ab 24. Okt. im Kino: „Tandem – In welcher Liebe träumst du“ schenkt uns eine erste lesbische Liebe bei einem deutsch-französischen Schülerinnenaustausch, untermalt von einem fantastischen Soundtrack.

Von Juliette Vandame

21.10.2024 - Die junge Straßburgerin Fanny verbringt in Leipzig einen Sprachaufenthalt bei Susanne und deren politisch aktiver Tochter. Lena ignoriert die schüchterne 15-Jährige zunächst – bis die ihre Biografie spannender aufpimpt. Doch als Lena an der Reihe ist, Fanny zu besuchen, ändern sich die Dinge...

Lilith Grasmug und Josefa Heinsius bieten herausragende schauspielerische Leistungen als die beiden Jugendlichen, die sich langsam der Realität stellen und die vertraute Sicherheit des elterlichen Nestes verlassen müssen. Fannys Eltern sind ein liberal-ambitioniertes und zugleich überfordertes französisches Multikulti-Paar (Chiara Mastroianni und Jalal Altawil), Lenas Mutter ist eine alleinerziehende Leipzigerin (Nina Hoss, Tár), die ihr Kind in einer Welt großzieht, auf die ihre Eltern sie nicht vorbereiten konnten.

Erste Liebe, erwachsen aus gegenseitiger Fürsorge und Faszination

Durch den Sprachaustausch tauchen die Teenagerinnen in die Realität der anderen ein. Es ist erfrischend, eine queere Coming-of-Age-Geschichte zu sehen, die außerhalb der Hauptstädte spielt und gleichzeitig mit der komplexen Geschichte Europas verwoben ist.

Tandem - In welcher Sprache träumst du?  schenkt uns eine erste lesbische Liebe, die aus gegenseitiger Fürsorge und Faszination erwächst. Beide Mädchen werden gegen ihren Willen in ihrer Verletzlichkeit entdeckt und finden Schutz bei der anderen.

Die französische Regisseurin Claire Burger und ihr Kameramann Julien Poupard laden uns ein, die beiden Protagonistinnen durch eine aufmerksame und nahe Kameraeinstellung auf ihrer sinnlichen und emotionalen Reise zu begleiten, wobei die Kamera selbst zu einem Instrument des Respekts wird.

Die Besonderheit der inneren Erfahrungen der Teenagerinnen

Die Zuschauer:innen dürfen sich die Besonderheit der inneren Erfahrungen der Teenagerinnen aneignen, ohne voyeuristisch zu sein. Man begreift, was es bedeutet, sich im Blick eines anderen sicher zu fühlen.

Der Film ist außerdem mit Details gespickt, die jedes queere Herz zum Schmelzen bringen. Wie könnte es aussehen, der verinnerlichten Homophobie oder dem Mangel an lesbischen Vorbildern ein Schnippchen zu schlagen? Vielleicht einfach, indem man sich genüsslich vom Körper zu seinen Begierden führen lässt. Oder der klassische Moment, in dem man anfängt, die Kleidung des anderen zu tragen, um der Welt mitzuteilen, wie nah man der Person ständig sein will.

Soundtrack von der heißesten Dyke-Musikikone Frankreichs

Tandem will uns Hoffnung geben. Erstens die Hoffnung, dass diese Generation viel früher im Leben selbstbewusst nach lesbischer Liebe greifen kann, als es die Autorin dieses Artikels konnte. Zweitens, dass eine solche Liebe ein mächtiger Schlüssel ist, die Anteile von uns zu akzeptieren, die die Gesellschaft bisher missbilligt hat. Außerdem hilft sie, die gemeinsamen Ängste vor den gewaltigen Bedrohungen unserer kollektiven Gegenwart und Zukunft anzugehen – seien sie sozial, klimatisch oder politisch.

Das Tüpfelchen auf dem i: Der Soundtrack stammt von Rebeka Warrior, der derzeit heißesten und produktivsten Dyke-Musikikone Frankreichs. Ein Grund mehr, den Film auf der großen Kinoleinwand mit Dolby Surround zu genießen.

Tandem (F/ D/ B, 2024), Regie: Claire Burger, Buch: Claire Burger, Léa Mysius, mit Lilith Grasmug, Josefa Heinsius, Nina Hoss u.a., 105 min., Kinostart: 24.10.2024

 

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