Aber letztendlich bin ich immer noch dieselbe, ich habe die gleichen Freund:innen, gehe immer noch in dieselbe Bar, alles ist in Ordnung. Gerade komme ich damit gut klar, denn ich tue das, was ich am liebsten tue, mit den Menschen, die ich am liebsten mag. Ich habe das Glück, unabhängig zu sein und mein eigenes Label gegründet zu haben, sodass ich entscheiden kann, mit wem ich zusammenarbeite.
In einem Interview mit einem französischen Magazin sagtest du neulich, dass die meisten Menschen im Grunde bisexuell sind. War es eine Art diskreter Coming-out?
Nein. Ich habe das Gefühl, dass alle bereits Bescheid wissen.
Es gibt nicht viele Artikel, die deine Bisexualität erwähnen...
Und ich bin froh darüber, denn ich habe die Nase voll von diesen Dingen. Ich habe meine Bisexualität nie als großes Drama empfunden. Ich hatte das Glück, dass es für meine Eltern kein Thema war. Wäre ich in einer homophoben Familie aufgewachsen, wäre es ein großes Thema gewesen und vielleicht sogar ein Kampf. Bei mir war es aber natürlich, so zu sein, wie ich bin. Als ich die Aussage in dem Magazin gemacht habe, ging es mir nicht darum, der Welt klar zu machen, dass ich bisexuell bin. Und ich denke, ich bin eigentlich pansexuell. Ich träume von einer Welt, in der Gender keine Rolle mehr spielt. Was in meiner Jugend eine viel größere Rolle gespielt hat, war die Entdeckung meiner Hypersensibilität. Ich habe lange nicht verstanden, dass ich hochsensibel bin. Das war sehr anstrengend, deswegen habe ich auch ein Lied darüber geschrieben [La symphonie des éclairs, Anm. d. Red.]. Aber eines ist sicher: Eines Tages werde ich ein Lied darüber schreiben, dass ich auch Frauen liebe. Aber bisher hatte ich noch nie eine Beziehung.
Du hattest noch nie eine Liebesgeschichte?
Nee. Ich habe aber dieses Jahr Sex entdeckt. Man kann das im Album hören [Hab Sex, Anm. d. Red.]. Ich war aber immer von Liebe umgeben, weil ich sehr viele Freund:innen und eine sehr liebevolle Familie habe. Nur romantische Liebe habe ich eben noch nie erlebt und weiß nicht, wie sich das anfühlt. Ich war aber schon immer von der Liebe besessen. Ich glaube, dass ich eine verrückte Liebhaberin der Liebe bin.
Ja, das spürt man in deiner Musik.
Vielleicht liegt es daran, dass ich romantische Liebe nie erlebt habe und dadurch das Bedürfnis habe, so viel darüber zu singen. Bei mir geht das Kopfkino schnell los. Ich habe das Gefühl, dass ich bereits eine Milliarde Trennungen hinter mir habe... Ich lebe viel in meinen Träumen und in meinen Liedern.
Zaho de Sagazan, „La symphonie des éclairs (Le dernier des voyages)“