Von Kio Weck
5.12.2024 - Am 6. Dezember eröffnet im Herzen von Warschau, in der Marszałkowska-Straße 83, das QueerMuzeum. Ausstellungen, Vorträge, Diskussionen und Workshops sollen den Austausch zu LGBTQ+-Themen fördern und queere Kultur und Geschichte sichtbar machen. Das Konzept umfasst auch die Herausgabe des Magazins QueerStoria, das sich mit der Geschichte und aktuellen Themen der polnischen LGBTQ+-Community beschäftigt.
Initiiert wurde das Vorhaben von Lambda Warszawa, der ältesten polnischen LGBTQ+-Organisation. Das Museum ist ein gemeinnütziges Projekt, das von der Stadt unterstützt wird. Finanziell wird das Projekt überwiegend von der Stadtverwaltung getragen, wobei auch private Spenden und ein Crowdfunding zur Finanzierung beigetragen haben.
Ehrenamtliche leisteten den Großteil der Arbeit
Doch der Großteil der Arbeit – einschließlich der Renovierung, weitere Finanzierung und Konzeption - wurde von ehrenamtlichen Helfer:innen geleistet. Es ist das Ergebnis der engagierten Arbeit zahlreicher Aktivist:innen, Historiker:innen und Anthropolog:innen.
„Diese Menschen und Gruppen haben über Jahre hinweg daran gearbeitet, die Community zu schützen, Archive aufzubauen und eine solide Basis für dieses Museum zu schaffen“, sagt Joanna Ostrowska im Gespräch mit L-MAG. Joanna ist Historiker:in und arbeitet zu queerer Geschichte während des Zweiten Weltkriegs und zu vergessenen Opfern des Nationalsozialismus.
Ab Ende Dezember wird im oberen Stockwerk des Museums zusätzlich das Archiv von Lambda Warszawa zugänglich sein. Die Sammlung umfasst mehr als 100.000 Materialien aus den Jahren 1945 bis 2024 und gilt somit als größte Dokumentation für queeres Leben in Polen und der Region.
In Polen galt lange: Vor 1990 gab es keine queere Geschichte
„In Polen wurde lange als Argument vorgeschoben, es habe vor 1990 keine queere Geschichte gegeben und dass diese aus dem Westen käme. Das Hauptziel ist es zu zeigen, dass es eine lange und kontinuierliche queere Geschichte hier gibt“, so Ostrowska.
Vor diesem Hintergrund mag die Eröffnung eines queeren Museums in Polen überraschend wirken. Dort stehen LGBTQ+-Rechte nach wie vor unter starkem politischen Druck. Dass 2022 trotzdem die ersten Bauarbeiten in der Marszałkowska-Straße beginnen konnten, ist vor allem der politischen Sonderstellung der Stadt Warschau zu verdanken. Denn obwohl in Polen bis 2023 die rechtskonservative und populistische PiS-Partei regierte, wurde das Vorhaben auf lokaler Ebene vom amtierenden Bürgermeister Warschaus Rafał Trzaskowski von der nationalliberalen Bürgerplattform (PO) unterstützt.
Für Joanna markiert die Eröffnung des Museums einen historischen Wendepunkt. „Besonders für die junge Generation von LGBTQ+-Menschen wird dieses Museum von großer Bedeutung sein. Es wird ihnen helfen, diesen homophoben, transphoben und queerphoben Stimmen entgegenzuwirken, die mit der Geschichte verbunden sind.“
Mehr Informationen zum QueerMuzeum findet ihr auf Instagram.
Ein Überblick über die LGBTQ-Museen weltweit steht hier.