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Kinotipp „The Wedding Banquet“: Ein lesbisch-schwules Hochzeitsquartett

3.6.2025 - Im (sehr viel lesbischeren) Remake der 90er-Komödie plant ein Schwuler eine Scheinehe mit seiner lesbischen Freundin, um seine Familie in Korea zufrieden zu stellen. Doch seine Oma lässt es sich nicht nehmen, zur Hochzeit anzureisen. Jetzt im Kino.

Von Frank Hermann

3.6.2025 - Mit Remakes bzw. Make-overs von erfolgreichen Filmkomödien ist es so eine Sache. Selten gelingt es so ganz und man kann schon froh sein, wenn ein paar Stellen übrig bleiben, wo gelacht werden kann... Ang Lees Das Hochzeitsbankett bedeutete 1993 den Durchbruch des Regisseurs und wurde mit einem Goldenen Bären ausgezeichnet. Auch eine Oscar-Nominierung gab es. 

Im Original geht es um einen jungen Taiwanesen, der glücklich mit seinem Partner in New York lebt. Doch für den bevorstehenden Besuch der konservativen Eltern muss eine heterosexuelle Identität vorgespielt werden. Das geht so weit, dass eine Hochzeit mit einer Immigrantin arrangiert wird, die immerhin eine Greencard dafür bekommt. Das war zur damaligen Zeit fast noch ein Wagnis, überforderte aber trotz eines gerüttelten Maßes an Queerness nicht das Mainstream-Publikum.

Quartett aus einem lesbischen und einem schwulen Paar

Andrew Ahn, der Regisseur von The Wedding Banquet „reloaded“, verlegt das Ganze von Manhattan nach Seattle und macht aus der Dreierkonstellation ein Quartett aus einem lesbischen und einem schwulen Paar. Wieder geht es um eine Scheinehe, etwas unzeitgemäß um das Verbergen von queeren Identitäten, zusätzlich angereichert um Kinderwunsch und künstliche Befruchtung.

Die Hauptperson Min (Han Gi-Chan) kommt dieses Mal aus Korea, hat ein Familienvermögen im Hintergrund, das er allerdings bei einem Coming-out zu verlieren droht. Und als Student ist auch noch seine Aufenthaltserlaubnis begrenzt. Sein Freund Chris (Bowen Yang) könnte dabei behilflich sein, ist aber Ehe-Phobiker und sagt nein statt "I do".

Min überredet seine lesbische Freundin zu einer Scheinehe

Trotzig überzeugt Min seine lesbische Freundin Angela (Kelly Marie Tran, Star Wars) von einer Scheinehe. Da eine Hand die andere wäscht, finanziert er Angela und ihrer Partnerin Lee (Lily Gladstone, Oscar-nominiert für Killers of the Flower Moon) nach zwei Fehlversuchen die nächste In-Vitro-Befruchtung.

Ein guter Plan, doch nun droht der Besuch von Mins Großmutter (Yuh-jung Young, Oscar für Minari – Wo wir Wurzeln schlagen), die ihn eigentlich in die Firma nach Korea zurückholen möchte. Eine Hochzeit ihres Enkels verschmäht sie jedoch auch nicht, dann aber bitte mit Brauchtum und Brimborium. Was wirklich los ist, ahnt die weise Dame allerdings bald, wartet jedoch erst einmal ab. Super gespielt!

Oma kommt - die Wohnung muss „entqueert“ werden

Min und Angela geben jedenfalls das liebende Paar und fügen sich sogar Omas Wunsch nach einer tradtionellen Hochzeit - ein Motiv wie im Vorgängerfilm. Auch die „Entqueerung“ der Wohnungen – man erinnert sich unwillkürlich an die entsprechenden Szenen in La Cage aux folles - und die Trauszene im Standesamt sind dabei. Zeitgemäß werden hier direkt vor dem asiatischen Paar zwei weiße Frauen getraut. Ein nettes Detail.

Es gibt viele komische Situationen, etwa wenn Angelas queerpolitisch hyperaktive Mutter (Joan Chen) zwar gelegentlich übertreibt, aber für Lacher sorgt, als sie von den Hochzeitsplänen erfährt. Wie soll sie das ihrer LGBTQI-Gruppe beibringen? Auch Klischees können Spaß machen.

Alle vier Hauptdarsteller:innen sind queer

Auch wenn die einzelnen Highlights nicht über eine gewisse Trägheit der Inszenierung hinwegtäuschen können, gelingt der Transfer des Stoffes von 1993 nach 2025 im Großen und Ganzen. Es ist fühlbar, dass alle vier Hauptdarsteller:innen (und große Teile der Crew) selbst der queeren Community angehören, was den Figuren Authentizität verleiht.

Natürlich ist fraglich, ob in Zeiten von queeren Eheschließungen alles so verkompliziert werden muss. Und: Sind Asiat:innen wirklich so konservativ oder ist das in dieser konservativen Darstellung nicht ziemlich rassistisch? Andererseits erleben wir gerade einen Rollback, ein Trump würde die „Homoehe“ wohl lieber heute als morgen abschaffen. Dann passt es also wieder in unsere Zeit. Leider.

The Wedding Banquet, USA 2025, Regie: Andrew Ahn, Buch: Andrew Ahn/ James Schamus, 103 min., OmU, Kinostart: 5. Juni 2025

Das Hochzeitsbankett (1993) von Ang Lee ist auf DVD erhältlich.

 

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