Von Karin Schupp
14.6.2025 - Bevor Sally Ride 1983 zum ersten Mal ins All flog, packten die NASA-Ingenieure ihr ein eigens zusammengestelltes Makeup-Set ein und erkundigten sich bei einer Kollegin, ob denn wohl 100 Tampons für eine Woche genügen würden.
Die Doku über die erste US-Amerikanerin im Weltraum (und dritte Frau nach den Russinnen Walentina Tereschkowa und Swetlana Sawizkaja) erzählt auch diese Anekdote und zeigt damit schon in den ersten Minuten, dass sie mehr als nur ein nacherzählter Lexikoneintrag über eine historisch bedeutsame Frau sein will: Sie thematisiert auch Sexismus in der Arbeits- und Medienwelt, eine große lesbische Lovestory und die Belastung, die es bedeutet, seine homosexuelle Beziehung geheim zu halten.
„Weinen Sie, wenn bei der Arbeit etwas schief geht?“
Die Astronautinnen-Karriere der Physikerin begann 1978 in der legendären „Group 8“, der ersten Ausbildungsgruppe der NASA, in die auch Frauen und People of Color aufgenommen wurden. Ihr beinhartes Trainingsprogramm ist in Bildern gut dokumentiert und wird in Sally durch Kommentare damaliger Kolleg:innen ergänzt: Die Anforderungen waren hoch, aber noch herausfordernder war die Frauenfeindlichkeit, der sie innerhalb der Raumfahrtbehörde und der und höchst interessierten Medien ausgesetzt waren.
Fragen wie „Wirkt sich der Flug auf Ihre Fortpflanzungsorgane aus?“ oder „Weinen Sie, wenn bei der Arbeit etwas schief geht?“ standen für sie;auf der Tagesordnung. Sally Ride hielt freundlich lächelnd dagegen („Nennen Sie mich Sally oder Dr. Ride, aber nicht Miss!“), machte aber kein Fass auf, wie zahlreiche Interviewausschnitte zeigen – das war nicht ihre Art.
Alle kannten sie - aber niemand wusste, dass sie lesbisch ist
Die Kalifornierin war in den USA spätestens nach ihrem Flug ins All ein Superstar und wurde in etliche TV-Sendungen und Shows eingeladen, alle kannten damals ihren Namen. Aber ein gar nicht so kleines Detail über sie wurde erst nach ihrem frühen Tod 2012 (im Alter von nur 61 Jahren)
öffentlich: Sie war lesbisch und hinterließ ihre Lebensgefährtin Tam O’Shaughnessy.
Die Frau, mit der sie 27 Jahre lang zusammen war, hatte die Öffentlichkeit bisher nur für Rides Geschäftsparterin bei „Sally Ride Science“ gehalten, ihrer Organisation, die (bis heute) Mädchen für naturwissenschaftliche Berufe begeistern will.