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Filmtipp „Hot Milk“: Ein wütendes Sommermärchen

1.7.2025 - Im heißesten Film des Sommers mit Emma Mackey, Fiona Shaw und Vicky Krieps geht es um toxische Dynamiken, Verdrängung, Wut und überwältigendes Begehren. Und um die Frage, wie man das Leben „umarmen und nicht nur ertragen“ kann. Kinostart

Von Abena Freund

1.7.2025 - In der spanischen Küstenstadt Almería flimmern die Hitzewellen, die Sonne glitzert auf dem Meer und nach Erholung ächzende Tourist:innen füllen die Strände. Doch dies ist keine Urlaubsgeschichte, denn Sofia (Emma Mackey, Sex Education) macht keinen Urlaub. Seit Jahren kümmert sich die junge Frau um ihre kranke Mutter Rose (Fiona Shaw, Killing Eve).

Roses Beschwerden eine klare Diagnose zuzuordnen, ist allerdings nicht so einfach. Sie leidet unter Schmerzen in den Knochen und Gelenken und wird von wiederkehrenden Lähmungserscheinungen geplagt.Doktor Gómez (Vincent Perez), ein Arzt mit der Reputation eines Wunderheilers, soll in Almería die mysteriösen Symptome unter die Lupe nehmen.

Könnte Ingrid Sofias Retterin sein?

Während einer kurzen Pause am Strand wird Sofia in ihrem Sonnenbad buchstäblich beschattet. Und für einen Moment scheint es, als hätte die Hitze sie in einen Fiebertraum katapultiert. Wie in einer Märchenszene sitzt da eine fremde Frau auf einem Pferd, hält kurz inne, um Sofia einen interessierten Blick zuzuwerfen, und reitet im nächsten Moment galant weiter. Könnte Ingrid (Vicky Krieps, Das Boot) Sofias Retterin sein?

Die eigensinnige Touristin aus Deutschland entfacht in ihr ein überwältigendes Verlangen und siehe da: Schon hat Ingrid Sofia mit ihrer rebellischen Art um den Finger gewickelt und verführt sie schließlich in eine heiße Affäre. Ein verlockendes Abenteuer, das sich jedoch als ein giftiges Machtspiel entpuppt.

Bislang hatte sich Rebecca Lenkiewicz einen Namen als Verfasserin von Theaterstücken sowie als Drehbuchautorin für Filme wie Colette, Ungehorsam und She Said gemacht. Mit Hot Milk übernahm die Britin nun zum ersten Mal die Regie und adaptierte den gleichnamigen Roman von Deborah Levy.

Sofia schleppt unausgesprochenen Groll mit sich herum

Hot Milk setzt sich mit zwischenmenschlichen Konflikten auseinander, die passiv-aggressiv ausgetragen werden, im Untergrund schwelen, und widmet sich dem Akt des Verdrängens. Während es in Roses Beinen quälend sticht und sich etwas aus vergangenen Tagen bemerkbar machen will, schleppt Sofia unausgesprochenen Groll mit sich herum. Emma Mackey verkörpert dieses sich zuspitzende Brodeln wunderbar zermürbend.

Demgegenüber findet Fiona Shaw die perfekte Herangehensweise, eine Mutterfigur zu spielen, die aus Angst kontrollieren will und die Tochter kleinhält. Sofia schwankt stets zwischen Mitleid und Hass für ihre Mutter.

Emotionale Abhängigkeiten und toxische Dynamiken

In Hot Milk geht es um emotionale Abhängigkeiten und toxische Dynamiken unterschiedlichster Art. Wie schnell passiert es, dass wir ein altes ungesundes Verhältnis hinter uns lassen wollen, nur um gleich im nächsten Moment wieder in dasselbe Verhältnis mit einer neuen Person zu schlittern?

Um jenen Teufelskreis zu durchbrechen, braucht es zunächst eine Mustererkennung. Und um Muster erkennen zu können, braucht es einen Röntgenblick in den gelähmten Körper. Die generationenübergreifenden Konfliktlinien lassen sich nicht so einfach auflösen: Wo hört Roses Groll auf und wo beginnt Sofias? Hot Milk stellt sich dieser kniffligen Frage mit traumhaften Bildern und überzeugenden Darstellerinnen.

Hot Milk, UK 2025, Regie/ Buch: Rebecca Lenkiewicz, mit Emma Mackey, Fiona Shaw, Vicky Krieps, 93 min., Kinostart: 3. Juli

 

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